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Standortwahl von Rechenzentren unter Nachhaltigkeitsaspekten

Standortwahl von Rechenzentren unter Nachhaltigkeitsaspekten
Interner Betreuer: Prof. Dr. Klaus Turowski, Robert Pannicke

Durch ein immer größer werdendes Datenvolumen, das im Internet bzw. in der Cloud gespeichert wird, werden neue Rechenzentren benötigt. Laut einem Greenpeace-Report hatte die Cloud im Jahr 2007 mit 623 TWh einen höheren Strombedarf als die gesamte Bundesrepublik Deutschland [1]. Mit einer zunehmenden Anzahl an Rechenzentren wird dieser Strombedarf weiter ansteigen.

Die gesamte Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) verzeichnet ansteigende Kohlenstoffdioxid-Emissionen. Kohlenstoffdioxid (CO2) zählt als Teil der Treibhausgase zu den Haupttreibern des Klimawandels. Mit Hilfe von Green IT-Initiativen wird versucht, den steigenden CO2-Emissionen der IKT entgegenzuwirken. Rechenzentren als Teil der ITK sind für ca. ein Viertel der IKT-Kohlenstoffdioxidemissionen verantwortlich [2].

In Rechenzentren ist das IT-Equipment oftmals nur für die Hälfte des Stromverbrauchs verantwortlich[3]. Die andere Hälfte wird durch die Infrastruktur (Klimatisierung, unterbrechungsfreie Stromversorgung, Beleuchtung,…) verursacht. Vor allem die Klimatisierung hat mit einem Anteil von durchschnittlich 25% des Rechenzentrum-Stromverbrauchs einen hohen Strombedarf[3].

Das Unternehmen Facebook machte mit einem Rechenzentrum-Neubau in Lulea in Schweden nahe am Polarkreis Ende 2011 Schlagzeilen. Das Unternehmen entschied sich unter anderem aufgrund der geringen Außentemperaturen und des sauberen Stroms, der hauptsächlich aus Wasserkraft gewonnen wird, für diesen Standort. Daran wurde deutlich, dass der Standort eines Rechenzentrums erhebliche Auswirkungen auf dessen verursachte CO2-Emissionen sowie dessen Umweltverträglichkeit hat.

Vor diesem Hintergrund wird ein Bewertungsmodell für Rechenzentren-Standorte erstellt, in dem ausgewählte, relevante Faktoren, wie die durch den eingesetzten Strom entstehenden CO2-Emissionen und die Umgebungstemperaturen, berücksichtigt werden. Die Wichtigkeit der Faktoren wird anhand von Literaturquellen und ca. 15 Experteninterviews (CIOs, Key Account Manager, Infrastruktur- und Operatingexperten von weltweit tätigen Unternehmen aus bis zu 10 verschiedenen Ländern) ermittelt. Anhand von Beispielländern und -regionen wird die Funktionsweise des Bewertungsmodells demonstriert. Somit soll eine Identifikation günstiger Rechenzentrenstandorte und eine Bewertung von Standorten unter Nachhaltigkeitsaspekten ermöglicht werden.

Das initial entwickelte Bewertungsmodell wurde noch deutlich erweitert und schließlich mit dem Deutschen Rechenzentrumspreis 2013 in der Kategorie „Ideen und Forschungen“ ausgezeichnet. Anliegen dieser Ausschreibung ist es, aktuelle Projekte und realisierbare Zukunftsvisionen zu fördern, die den Rechenzentrumsbetrieb energieeffizienter und nachhaltiger gestalten. Weitere Informationen sind unter http://www.future-thinking.de/gewinner einsehbar. Motiviert durch diesen Erfolg werden die Problematiken der nachhaltigen Standortwahl und das Bewertungsmodell selbst zukünftig umfassend in einem Buch vorgestellt.

Referenzen

[1] Cook, Gary (2012): How Clean is Your Cloud? Hg. v. Greenpeace International. Amsterdam. Verfügbar unter: Link (zuletzt aktualisiert am 16.04.2012, zuletzt geprüft am 20.05.2012).

[2] Global e-Sustainability Initiative; The Boston Consulting Group (Hg.) (2009): Smart 2020 Addendum Deutschland: Die IKT-Industrie als treibende Kraft auf dem Weg zu nachhaltigem Klimaschutz. Verfügbar unter: Link (zuletzt aktualisiert am 03.12.2009, zuletzt geprüft am 20.05.2012).

[3] Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) (2009): Leistung steigern, Kosten senken: Energieeffizienz im Rechenzentrum. Verfügbar unter: Link (zuletzt geprüft am 24.06.2012).