Das Entwickeln von Software im Rahmen von Projekten stellt aufgrund der hohen Abstraktheit und Komplexität ebendieser eine besondere Schwierigkeit dar, die trotz einer Historie beginnend in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts nicht an Herausforderung verloren hat. Insbesondere Großprojekte scheitern noch heute überdurchschnittlich oft.
Neben der natürlichen Komplexität bedingt durch die Größe des Projektes, die Kommunikation und Überblick erschwert, herrscht eine besondere Dynamik des Umfeldes bei Großprojekten vor. Kontinuierliche Änderungen von Kundenanforderungen sind unvermeidlich, insbesondere bedingt durch die Abstraktheit von Software und der zunehmenden Greifbarkeit dieser mit Fortschreiten des Projektes. Mit der Einführung von Vorgehensmodellen zur Komplexitätsbewältigung, dem Entwickeln von „Best Practices“ und dem Auslagern von komplexen Bereichen an spezialisierte Dienstleister (Outsourcing bzw. Offshore Entwicklung) konnte ein großer Schritt in Richtung Bewältigung dieser Probleme genommen werden.
Einen weiteren wichtigen Baustein zur Reduzierung von Komplexität bildet die Fortschrittskontrolle, die je nach Stakeholder entsprechende Informationen zur Projektsteuerung und –Lenkung auf einen Blick in einem sogenannten Project Cockpit (auch: Software Project Control Center, Project Dashboard) bereithält. Ebenso kann dieses Project Cockpit zur detaillierten Analyse von Abweichungen und Ursachen eingesetzt werden kann. Die damit zur Verfügung stehenden Auswertungen sind Grundlage von Entscheidungsfindungen und Bestandteil aller Statusberichte. Als Frühwarnsystem etabliert, weist die Fortschrittskontrolle auf aktuelle Abweichungen hin, oder aber als Prognose-Instrument eingesetzt, bietet es den Blick auf die noch in der Zukunft liegenden Projektabschnitte.
Da in einem Projekt, insbesondere beim weitverbreiteten V-Modell, die Phasen und die darin erstellten Liefergegenstände aufeinander aufbauen, ist es für eine Fortschrittskontrolle essenziell, diese in einem Modell zu integrieren und in Relation zu stellen. Hierbei gilt es vorrangig die Vollständigkeit der Anforderungen auch in späteren Phasen gewährleisten, sowie eine Transparenz des Projekts mit seinen Liefergegenständen wahren zu können. Zudem ist es erforderlich, der zunehmenden Globalisierung Rechnung zu tragen, in dem auch ausgelagerte Software-Entwicklungen und deren Schwierigkeiten in der Wissensübergabe und Kommunikation betrachtet werden.
Weiterhin ist es für eine verlässliche Aussage zum aktuellen Stand des Projektes unerlässlich, die mit dem Kunden vereinbarten Zielfaktoren Leistung, Zeit und Kosten integriert zu betrachten, um dem mit Projektmanagement verfolgten Ziel – die Kundenanforderungen zu erfüllen – vollständig gerecht zu werden. Ein solch integriertes Konzept, das zudem während der Laufzeit eines Projektes in einer üblichen Projektsystemlandschaft mit typischen Budget- und Zeitbegrenzungen etabliert werden kann, ist nicht im Fokus der hiesigen Literatur oder wissenschaftlichen Forschung. Diese Lücke gilt es im Rahmen der Ausarbeitung mit dem Titel „Integriertes Konzept einer Fortschrittskontrolle für globale Software-Implementierungsprojekte“ zu schließen.